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Vereinsleben und kulturhistorisches Erbe - Kulturelle Stadtentwicklung

Gründung von Vereinen

Charakteristisch für das gesellschaftliche Leben im 19. Jahrhundert, war die Gründung von Vereinen. Während sich in den vorangegangenen Jahrhunderten der gesellschaftliche Kontakt der Bürger vorwiegend auf der Ebene der Handwerkerinnungen vollzog, stellten die bürgerlichen Vereine, Zusammenschlüsse berufsunabhängiger Art dar. Sie waren Ausdruck des gewachsenen bürgerlichen Selbstbewußtseins. Zu den ältesten Landsberger Vereinen gehörten der Männergesangsverein von 1823 sowie der Singeverein von 1835.

Die älteste sportliche Vereinigung war der 1863 gebildete Landsberger Turnverein. Vereinslokal war der Gasthof "Zum goldenen Löwen". Ein zweiter, "Jahn'scher Turnverein" folgte im Jahre 1883. Vereinslokal war diesmal der Gasthof "Zum Pelikan". Beide Turnvereine pflegten zunächst ausschließlich das Geräteturnen. In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts bildeten sich innerhalb des "Jahn'schen Turnvereins" weitere Abteilungen, wie Handball und Fußball. Der Handballsport blieb bis in unsere Tage eine der traditionellen Sportarten, die in Landsberg gepflegt werden.

Aus dem Turnverein von 1863 entwickelte sich die Freiwillige Feuerwehr Landsberg. Angesichts der vielerorts völlig unzureichenden Feuerlöscheinrichtungen, gab es im Jahre 1876 einen Regierungserlaß, der die Gründung freiwilliger Feuerwehren forderte. Im Jahre 1880 erklärten sich die Landsberger Sportler bereit, aus den Reihen ihres Vereins die "Freiwillige-Turner-Feuerwehr Landsberg" zu bilden. Seit 1882 existiert die Freiwillige Feuerwehr in Landsberg unabhängig vom Sport.

Als erste politische Gemeinschaft kann der 1901 gebildete Bürgerverein für städtische Interessen zu Landsberg angesehen werden, aus dem vermutlich der 1913 gebildete Sozialdemokratische Verein hervorging.

Neben Vereinen mit bestimmter kultureller oder wirtschaftlicher Zielsetzung, gab es auch kuriose Vereinigungen, wie den 1875 gebildeten "Pfeiffenclub zu Landsberg", in welchem sich 13 Pfeifenraucher wöchentlich zur Unterhaltung und zu Vorträgen wissenschaftlichen Charakters trafen, sowie zahlreiche Geselligkeitsvereine, bei denen das Verlangen nach gemeinschaftlicher Unterhaltung im Vordergrund stand.

Eine schöne Tradition im Landsberger Vereinsleben wurden Vorführungen historischer Theaterstücke oder diverser Lustspiele. So führte die Gesellschaft "Harmonie" im Jahre 1877 im "Goldenen Löwen" das Lustspiel "Gift" von Robert Jonas auf. Der "Goldene Löwe" bot auch den Raum für die erste Landsberger Kinoveranstaltung im Jahre 1902. Auch im Gasthof "Pelikan" gab es Theateraufführungen wie 1895 das Stück "Der Salzgraf".

Mit der Bildung von Schrebergärten in Gollma nach 1945, bildete sich aus den Gartenfreunden 1946/47 der Volkschor Gollma. Im Jahre 1956 schlossen sich die Volkschöre Gollma und Sietzsch zusammen. Diese Vereinigung bestand bis 1971. In den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts gab es in Gollma noch die "Bernhardt-Kapelle", die bei gesellschaftlichen oder politischen Veranstaltungen im Territorium aufspielte.

Die Landsberger Spatzen

Über die Grenzen Landsbergs hinaus waren in DDR-Zeiten die sogenannten "Landsberger Spatzen" bekannt. Im Jahre 1950 als Schulchor gegründet, erweiterte sich das Ensemble 1952 um eine Schalmeienkapelle und 1953 um ein Blasorchester. Bei den verschiedensten Anlässen spielten, sangen, tanzten und musizierten die "Spatzen" und begeisterten allein in den ersten 3 Jahren ihres Bestehens 28 000 Gäste in Nah und Fern. Das Ensemble bestand schließlich aus einem Chor, 3 Volkstanzgruppen, 2 Kabarettgruppen und einem Kinderblasorchester. Unterstützung bekamen die Kinder und Jugendlichen von Betrieben und Institutionen des Ortes.

Die Landsberger Freilichtbühne

Die im Jahre 1939, als sogenannte "Thingstätte", eingeweihte Freilichtbühne am Kapellenberg war später Schauplatz zahlreicher kultureller und politischer Höhepunkte im gesellschaftlichen Leben Landsbergs. Hier findet, unter anderem, traditionell alljährlich im August das "Bergfest" statt.

1000 Jahre Landsberg

Zu einem besonderen Höhepunkt im Kulturleben Landsbergs wurden 1961 die Festlichkeiten anläßlich des tausendjährigen Bestehens der Stadt. Die Hauptattraktion der Feierlichkeiten bildete, ohne Zweifel, der historische Festumzug, an welchem etwa 450 Personen teilnahmen.

Museum und Doppelkapelle

Einen besonderen Stellenwert im Kulturleben Landsbergs nahmen von jeher die romanische Doppelkapelle "St.Crucis" und das Museum "Bernhard Brühl" ein. Das 1959 wiedereröffnete Museum hatte seine Ursprünge im 1916 eröffneten Gützer Heimatmuseum (Begründer: Bernhard Brühl) und im 1930 gebildeten Landsberger Museum (Begründer: Paul Sannemann). Im Jahre 1963 konnte dann, unter großer Anteilnahme der Bevölkerung die museale Ausstellung zur frühen Landes-und Burggeschichte im zweiten Obergeschoß der Doppelkapelle eröffnet werden. Neben Führungen, fanden auch schon in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts regelmäßig Konzerte in der Doppelkapelle statt.