kriege landsberg

Zwischen Machtstreben und Leid - Landsberg unter Einfluss der Kriege

Machtkämpfe zwischen Staufern und Welfen (ab 1138)

Der Chronist vom Petersberg berichtet von einer Schlacht bei Landsberg im Jahre 1203, in welcher sich der Graf von Brehna besonders hervortat. "Als aber eines Tages ein Teil von ihnen (den Anhängern der antistaufischen Fürstengruppe) die Fuhne überschritten hatte, um Beute zu machen, trat ihnen auf dem Rückmarsch Graf Otto von Brehna mit einigen bewaffneten Gefährten im Grenzgebiet der Burg Landsberg entgegen und machte vierhundert von ihnen nieder; ..." (CRONICA MONTIS SERENI)

"Durch die zahlreichen Kriege und kleineren Fehden, die im ausgehenden Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit in ganz Deutschland immer wieder Unruhe brachten und durch die politische Lage bedingt, stets von neuem ausbrachen, wurde Landsberg wiederholt in Mitleidenschaft gezogen." (Rolf Kutscher)

Zerstörung der Burg Landsberg (1514)

"Infolge territorialer Ansprüche kommt es zu einem Rechtsstreit des Schenken Otto, Herr der Herrschaft Landsberg, mit den sächsischen Herzögen. Da er sich durch diese um sein Erbe betrogen fühlt, beginnt er 1507 gegen die Herzöge von Sachsen Fehde zu führen und verunsichert, von seinen festen Burgen aus, weite Gebiete sächsischen Territoriums. In ihrer Stellung als Reichsvikare verhängen diese über den Landfriedensbrecher 1509 in der freien Reichsstadt Mühlhausen die Reichsacht. Dieses Urteil trifft nach mittelalterlichem Recht auch Burg und Herrschaft Landsberg.

Einer langjährigen Vorbereitung folgt im Jahre 1514 die völlige Zerstörung von Burg und Stadt, als Vollstreckung der Reichsacht. An einen Wiederaufbau der Burg war nicht mehr zu denken. Der Schenk Otto konnte nur durch Vermittlung des Kurfürsten von Brandenburg sein Leben retten. Aus einer der stärksten Burgen unseres Raumes war ein ärmlicher Marktflecken geworden, dessen Einwohner noch hundert Jahre später an der Last der Vergeltung zu tragen hatten, wie in einem Brief von 1655 deutlich wird." (G.Sehmsdorf)

Verpflichtung zur Heeresfolge (1527)

Im Jahre 1527 wurde der sogenannte "Landspergische wagen", daß heißt ein festgelegtes Truppenkontingent, aus den Orten Landsberg, Doberstau, Pfaffendorf, Reußen, Gollma, Düringsdorf, Droyßig und Zwebendorf zur Heeresfolge gegenüber dem Landesherren zusammengestellt. Die Stärke des "Landspergischen wagens" betrug 94 Mann, von denen 25 Mann aus Landsberg, 11 Mann aus Doberstau, 6 Mann aus Pfaffendorf und 10 Mann aus Reußen kamen. Gollma stellte 19 Fußknechte, Düringsdorf 5 und aus Droyßig und Zwebendorf wurden insgesamt 18 Mann eingezogen.

Schmalkaldischer Krieg (1546-1547)

Im April 1547 hatte Kaiser Karl der V., nach der Vernichtung der süddeutschen Mitglieder des Schmalkaldischen Bundes, das Haupt des Bundes, den sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich, an der Elbe geschlagen und gefangengenommen. Vor der nun von Wittenberg nach Halle ziehenden Armee, der auch damals berüchtigten spanischen Truppen unter Herzog Alba angehörten, wurden die Landsberger Einwohner von ihrem Landesherren, Kurfürst Georg von Sachsen (der auf Seiten des Kaisers gekämpft hatte) gewarnt, "daß si yr vihe, Habe Weibe und Kinde...flöhen möge"

Dreißigjähriger Krieg (1618-1648)

Während dieses Krieges wurde Landsberg mehrfach von kaiserlichen und schwedischen Truppen verwüstet. In der ersten Maiwoche des Jahres 1634 rückte der kaiserliche Oberstleutnant Schleinitz in Delitzsch mit seinem Regiment ein, das in Landsberg und Ostrau einquartiert wurde. Der Stab blieb in Delitzsch. Am 20. Mai 1637 wurde Landsberg ausgeplündert. Dabei brach eine Feuersbrunst aus, der die halbe Stadt zum Opfer fiel. Im Februar des Jahres 1639 rückten die Schweden unter Banir, von Eisleben her in die Gegend von Halle, "wobei Landsberg ausgeplündert ward ..."

Verpflichtung zur Heeresfolge (1668)

Im Jahre 1668 war Landsberg, einschließlich der Ortschaften Doberstau, Pfaffendorf, Reußen, Gollma, Düringsdorf, Droyßig und Zwebendorf, mit 8 Fußknechten, 1 Wagen mit 4 Pferden und 2 Wagenknechten samt Kriegsausrüstung zum Heeresdienst verpflichtet.

Siebenjähriger Krieg (1756-1763)

Der von Beginn des Krieges an, seinen Gegnern zahlenmäßig weit unterlegene preußische König Friedrich II., hob aus allen von ihm besetzten Gebieten Rekruten aus. Für jeden fehlenden Soldaten war eine Strafe von 40 Talern zu entrichten. 1760 mußte der sächsische Leipziger Kreis 1380 Rekruten für die preußische Armee stellen. Landsberg, das seinerzeit zu diesem Kreis gehörte, hatte zwei Mann zu stellen. Die zu stellenden Rekruten mußten "... gesunde starcke und zu Kriegsdiensten tüchtige Leuthe seyn und keine Leibesgebrechen haben, nicht unter 20 Jahre, aber auch nicht über 30 Jahr und nicht unter 5 Fuß und 5 Zoll Rheinl. Maaß groß seyn ...". Aus der Zeit des Siebenjährigen Krieges sind folgende "Rekrutenlieferungen" überliefert.

Aug. 1756 / Aug. 1758 5 Mann in natura 1 Mann bezahlt
1759 3 Mann in natura  
Sept. 1759 / Juni 1760 2 Mann in natura  
bis Dez. 1761 3 Mann in natura  
bis Juni 1762 3 Mann in natura  

 
Franzosenzeit (1806 - 1813)

Als im Oktober 1806 die französische Armee nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt, in der sie die preußische Armee und den preußischen Staat zerschlagen hatte, nach Berlin zog, lagerte ein Teil der Armee vom 18. - 21. Oktober 1806 in unmittelbarer Nähe der Stadt. Auf der Landsberger Bevölkerung lag dabei wieder die Last der Verpflegung, es wurde geplündert und erpreßt.

Von 1807 bis 1811 kamen außerdem Vorspanndienste und Einquartierungen auf die Landsberger zu. Im letzten Quartal des Jahres 1809 beispielsweise hatten 700 Einwohner 600 Soldaten zu beherbergen und zu verpflegen.

Am 27. April 1813 zog General York mit seinem Stab und 2 400 Mann in Landsberg ein. In der Folgezeit riß der Strom der Einquartierungen nicht mehr ab, einmal Franzosen, dann wieder Preußen oder Russen.

Am 5. Oktober 1813 kam es zu einem Gefecht zwischen etwa 100 berittenen Kosaken und einer Gruppe französischer Infanterie. Ein französischer Offizier starb dabei im heutigen Ortsteil Gütz an den Folgen eines Lanzenstiches an der Stirn. Eine Gedenktafel (zur Zeit im Landsberger Museum) erinnert noch heute an den Tod des französischen Offiziers.

Am 16. Oktober 1813 war die 90 000 Mann starke Nordarmee unter Bernadotte bis Landsberg vorgerückt. Der rechte Armeeflügel hatte in der Stadt Quartier bezogen. Bernadotte selbst übernachtete vom 17. zum 18. Oktober 1813 in der Landsberger Apotheke. Zu diesem Zeitpunkt war die Schlacht bei Leipzig schon in vollem Gange. Bei seinem plötzlichen Aufbruch ließ er in der Apotheke seinen Kriegsatlas zurück.

Infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses im Jahre 1815 kam Landsberg mit den nördlichen Gebieten des Königreiches Sachsen an Preußen.

Erster Weltkrieg (1914 - 1918)

Dem Bericht des Landsberger Magistrats zufolge, herrschte bei der Nachricht vom Ausbruch des Krieges große Begeisterung. "Während die Reservisten, Wehrmänner, Kriegsfreiwillige usw. mit großem Mut und fröhlicher Stimmung zu den Fahnen eilten..., blieben auch die Zurückgebliebenen nicht untätig...". Es bildeten sich Ausschüsse, die verschiedene Sammlungen durchführten. Neben Kleidungsstücken, konnten in der Stadt etwa 5000 Reichsmark an Spenden zusammengebracht werden. Die Anfangsbegeisterung der Landsberger sollte sich jedoch schnell legen. Rasante Preissteigerungen, die Einführung von Bezugskarten für Brot, Kartoffeln, Butter, Fleisch, Milch und Zucker sowie die Rationierung von Reis, Graupen, Grieß, Teigwaren und Hülsenfrüchten verschlechterten die Lebenslage der Bevölkerung zusehends. Auch in Landsberg waren zahlreiche Kriegstote zu beklagen, was die Kriegsmüdigkeit weiter förderte.

Am 9. November 1918 brach schließlich in Berlin die Revolution aus. Erst am 17. November 1918 kam es in Landsberg im Gasthaus "Zum goldenen Löwen" zur Bildung eines Arbeiter-und Soldatenrates. Schon wenige Zeit später, beschränkte sich die Tätigkeit dieses Arbeiter-und Soldatenrates, ähnlich wie in anderen Orten des Reiches, auf nebensächliche Dinge, wie das Registrieren von Kriegsheimkehrern oder das Ausstellen von Erlaubnisscheinen zur Benutzung der Eisenbahn. Ende Januar 1919 löste sich der Arbeiter-und Soldatenrat in Landsberg wieder auf.

Zweiter Weltkrieg (1939 - 1945)

War vom Krieg in Landsberg zunächst nicht viel zu spüren, so bedeutete die Einführung der Rationierung aller Lebensmittel am 20. September 1939 und die Ausgabe von Bezugskarten für Textilien, Kohlen, Kartoffeln und Tabakerzeugnisse, den Beginn eines Notstandes.

Im Jahre 1942 wurde mit den Sprengarbeiten für die Bunkerbauten im Kapellenberg begonnen, die als Befehlsstand für die Gauleitung Halle gedacht waren.

Als im Jahre 1943 erstmals die Sirenen in Landsberg Fliegeralarm verkündet hatten, wurde auf dem Spitzberg ein Horchgerät einer Flak-Batterie stationiert. Zur selben Zeit wurde das 1939 fertiggestellte HJ-Heim als Sender für Luftwarnmeldungen ausgebaut.

Vor größeren Kriegschäden blieb Landsberg glücklicherweise bewahrt. Am 4. Dezember 1943 kam es zu einem Brandbombenabwurf über dem Zuckerfabriksgelände, dem auch die Scheune der Familie Schröder in Gütz zum Opfer fiel. Ein Bombenabwurf im Sommer 1944 am Gützer Berg verursachte lediglich Flurschaden.

In dieser Zeit kamen die ersten Evakuierten aus dem Rheinland nach Landsberg. Der Hauptstrom der Umsiedler kam am 14. Februar 1945 mit etwa 300 Männern, Frauen und Kindern aus dem Warthegau. Weitere Flüchtlingsgruppen trafen aus Schlesien ein.

Für Landsberg war der Krieg am 17. April 1945, mit dem Einzug der Amerikaner, beendet. Obwohl der Rundfunk die Zerstörung Landsbergs im Straßenkampf gemeldet haben soll, war bei der Einnahme der Stadt kein einziger Schuß gefallen.

Am 30. Juni 1945 verließen die Amerikaner Landsberg. Ab 1. Juli 1945 gehörte die Stadt zur Sowjetischen Besatzungszone.